Anreise am Mo, den 10.09.2012, nach 2h45min Autofahrt in Trakoscan - gleich nach der kroatischen Grenze links :-)
Unterbringung in einem relativ neu gebauten 4* Hotel.
Akkreditierung und am Abend erste Teambesprechung mit Coach Christian Linhart.
Der Di war geprägt von Bogenkontrollen, begrüßen sämtlicher Bekannter aus dem
WM-Vorjahr, Training am practice field, welches viel zu klein für ca. 190 Teilnehmer war, der Eröffnungszeremonie und damit der offizielle Start der EM 2012.
Waren im letzten Jahr in Donnersbach am Einschußplatz an die 60 Tiere aufgestellt so mußte man heuer in Trakoscan mit 6 Tieren und 6 Scheiben das Auslangen finden.
Einhelliger Tenor letztes Jahr: eine derartige Ausstattung und vor allem eine derart perfekte Organisation wie hier in Donnersbach wird nur mehr sehr schwer zu erreichen oder sogar zu toppen sein - es sollte sich, zumindest dieses Jahr, bestätigen.
Nach diversen Ungereimtheiten wann man denn jetzt auf dem practice field trainieren darf oder nicht (es war unverständlicher Weise zeitlich stark limitiert) verzichteten Christian Reithmaier und ich darauf und gesellten uns zu den Italienern in den Hotelpark und nutzten dort Schießsäcke und Würfel zum Training
Am Mi war der erste Qualifikationstag mit 24 Zielen - Wetter sonnig und warm.
Ich war der Gruppe mit Antonio Hernando Sanchez (ESP), Fabio Pittaluga (ITA) und Andrey Meshchanov (RUS) zugeteilt.
Mein erster Schuß ergab eine 10 und so sollte es dann auch weiter gehen - das erst vor einem Monat durchgeführte Reset meiner Form mit Änderungen in der Bogenschulterstellung, Kopfhaltung, Auszugslänge und verschiedener Druckverhältnissen trug sichtlich Früchte.
Nach 12 Zielen 117 Punkte und nach 22 Zielen noch keinen einzigen 5er und einen Schnitt von 9,77.
Vor dem 23 Target diskutierte ich mit Antonio, meinem Partner am Pflock, bis kurz vor dem Schuß, und das war ein schwerer Fehler. Ich war nicht entsprechend konzentriert und traf bei einem trickreich platzierten liegendem Dammwild zu tief in den 5er.
Ich ärgerte mich derart über mein Unvermögen, daß das letzte Ziel auch nur 5 Punkte einbrachte.
Letztendlich machte ich 225 Punkte und einen Schnitt von 9,38 (7x11, 9x10, 6x8, 2x5).
„Eh super“ und damit deutlich an erster Stelle im Ranking.
Am Do war der zweite Qualifikationstag mit ebenfalls 24 Zielen - Wetter Regen und um ca. 15°C weniger als am Vortag.
Die Gruppen wurde entsprechend dem Ranking aus der ersten Runde eingeteilt. Meine Mitstreiter waren Marjan Kocman (SLO), Christophe Dehan (FRA), Ondrej Louthan (CZE) und Giuliano Faletti (ITA). Der Viertplatzierte Wolfgang Ocenasek wurde in die zweite Gruppe gereiht damit nicht zwei Schützen einer Nation in einer Qualifikationsrunde gemeinsam schiessen.
Der Beginn war wieder ok mit einer 10 aber es sollte dann nicht so weiter gehen. Mir passierte leider ein Timingfehler zwischen linker und rechter Hand beim Release und ich fabrizierte ein Out - mmhh.
Mein Plan für den zweiten Qualifikationstag war zwar sich nicht zu verausgaben aber das es so wenig Punkte werden sollten war damit nicht gemeint zumindest nicht von meiner Seite ;-).
Leider beim letzten Schuß wieder ein Technikfehler und ein zweites Out.
Grundsätzlich war das Weiterkommen in die besten 16 nie in Gefahr aber für meinen Einstieg in die Mannschaft machte ich mir schon Sorgen.
In der Mannschaft sind fix der beste Compoundschütze und der beste Langbogenschütze und dann entweder ein Blankbogenschütze oder ein Instinktivschütze.
Vorgabe des Coach: wer mehr Punkte in den Qualifikationsdurchgängen „erzielt“ ist in der Mannschaft.
Tja, ich war es mit einen Punkt Vorsprung auf Wolfgang Ocenasek (Instinktivbogen) und 4 Punkte auf Josef Ehrenreiter (Blankbogen).
Später sollte sich im Mannschaftsbewerb herausstellen daß es eine gute Entscheidung war einen Punkt mehr zu haben für das Ticket :-)
Tag 3 der EM - mit Sicherheit der anstrengendste
Am Plan stand zuerst die erste Eliminationsrunde im Einzel mit 12 Zielen und dem „Überleben“ von lediglich 8 Schützen.
Ich konnte mich entsprechend durchsetzen und belegte den ersten Rang – Punkte gleich aber mit mehr 11er und 10er als Enzo Lazzaroni -. Ergebnis 107 Punkte also ein Schnitt von 8,92.
Nächster Tagespunkt: 8 Mannschaften und eine Eliminationsrunde aus der sich nur mehr 4 Manschaften Gedanken über die weiteren Gegner im Bewerb machen müssen
Unsere Kontrahenten die Schweden mit Peter Grip am Compound, Martin Ottosson am Blankbogen und Jan Elwing am Langbogen.
Wir konnten gut mithalten und führten im Laufe des Geschehens. Ich konnte etliche 10er und 11er für unsere Mannschaft verbuchen und damit meinen Platz in der Mannschaft rechtfertigen. Beim 7. Target taucht genau in dem Moment meines Lösens ein Auto hinter dem Ziel auf einer Straße auf und ich verriß in den 5er.
Soviel zur Parcourstellung in den Eliminationsrunden - bei einem anderen Tier hätte der Pfeil im Falle eines Abprallers sich im Publikum wieder gefunden - mmhh
Der schwedische Langbogenschütze schoß beim letzten Target ein Out, aber auch ein 11er hätte nicht gereicht, und so gewannen wir deutlich gegen die Schweden.
Letzter Tagespunkt nach langem Warten: 2. Eliminationsrunde im Einzel
8 Ziele und von 8 verbliebenen Schützen verabschieden sich 4 - beinhart und Schluß mit Lustig.
Bei den österreichischen Schützen waren am Instinktivbogen noch Christa Ocenasek und Wofgang Ocenasek, am Langbogen Christian Willhelmstätter, am Compound Karin Buemberger und Hans-Jörg Meinschad und bei den Blankbogen Andrea Raigel am Start.
Mein erster Schuß ging in die 5 :-(
Eindeutiger Technikfehler und kein guter Start bei nur mehr 7 Zielen zum Ausbessern.
Da „mann“ heutzutage nicht einmal mehr einen Brief „aufgibt“ folgten 3x11, 2x10 und 2x8 und so konnte ich als Zweitplatzierter mit 74 Punkten und einem Schnitt von 9,25 alles klar für das Semifinale machen. :-)
Danach ganz schön ermüdet und frühzeitig ins Bett.
Der Finaltag - zuerst das Semifinale in der Mannschaft - unsere Gegner die Italiener Gianmarco am Compound, Giuseppe Seimandi am Blankbogen und Paolo Bucci am Langbogen.
Anmerkung am Rande: die hatten uns schon letztes Jahr bei der WM in Donnersbach weg geblasen und keiner vor Ort hätte auch nur eine Kuna auf uns gewettet.
Wie auch immer wir konnten 4 Punkte mehr abliefern und standen im Finale um den ersten Platz - einfach unfaßbar aber „so schaut´s aus“.
Mein Semifinalgegner im Einzel sollte der Spanier Juan Gomez Garate sein.
Grundsätzlich hatte ich ein gutes Gefühl und nach 3 Zielen Punkte gleich stand ich vor dem entscheidenden 4. Tier.
Ich habe aus unerklärlichen Gründen etwas defensiv also vorsichtig geschossen und so traf mein Pfeil zwar genau auf der 11er Linie aber um nicht ganz einen Millimeter zu tief unter dem 10er Ring das Ziel.
Juan traf einen 10er und war weiter.
Juan freute sich so derart daß ich mich auch mitfreute - er konnte vor lauter Aufregung den Scorezettel nicht unterschreiben. :-)
Finale um den ersten Platz in der Mannschaft:
Gegner waren die Spanier mit Joaquin am Compound, David Garcia Fernandez am Blankbogen und Javier Fernandez Buil am Langbogen.
Unser Start mit einem 5er von mir und einem Out von Christian Willhelmstätter war denkbar schlecht. Zumal hatte der Spanier Javier am Langbogen Glück und traf gerade mal den Vorderlauf.
Etwas glücklicher bei uns und wir sind absolut in Richtung Sieg unterwegs.
Wie die EM in Kroatien gezeigt hat haben wir in Zukunft bei internationalen Bewerben als Mannschaft durchaus Potenzial auf den ersten Rang.
Im kleinen Finale um den dritten Platz war mein Kontrahent Marjan Kocman aus Slowenien.
Hier konnte ich mit 40 Punkten alles klar machen und belegte somit den dritten Rang für Österreich.
Resümee aus meiner Sicht:
die Konsistenz der technischen Ausführung zwischen linker und rechter Hand beim Release ist stark verbesserungswürdig
Standprobleme müssen definitiv von mir behoben werden - auch nur das kleinste komische „Gefühl“ beim Stand Einnehmen muß zur Konsequenz haben daß ich dann eben von der anderen Seite des Pflockes schiesse wenn ich der Meinung bin: es geht hier nicht für mich - und nicht trotzdem irgendwie schiessen (so habe ich zwei Schüsse in den 8er versemmelt)
Druck- und Zugverhältnisse beim Zeitpunkt des Releases gehören auch noch genauer verifiziert und verbessert
Tests mit dickerem Schaft sind auch unvermeidlich ;-)
Der Response seitens andere Schützen oder Coaches verschiedenster Länder war unglaublich.
So Aussagen wie: I´m deeply impressed of Your shooting.........Alex the machine........in 15 years of archery I´ve never seen.......You are the best.....we will copy Your standing.......for me You are the champion.....krönten die Woche mehr als es eine Goldmedaille hätte tun können.
Ich konnte viel lernen und vor allem eine Menge Motivation für mein weiteres „Bogen schiessen ohne Wenn und Aber“ mitnehmen.
Die gesamten Ergebnislisten und Links zu den Fotogallerien findet Ihr unter http://ianseo.net/Details.php?toId=219 oder auch unter
http://www.archery.hr/2012_3D_European_championship.html
Platzierungen der ÖstereicherInnen:
Compound
4. Karin Buemberger
7. Hans-Jörg Meinschad
23. Klaus Bittermann
Blankbogen
7. Andrea Raigel
13. Josef Ehrenreiter
20. Andreas Rainer
24. August Kerschbacher
Instinktivbogen
3. Christa Ocenasek
11. Veronika Thurnes
3. Alexander Parschisek
8. Wolfgang Ocenasek
9. Christian Reithmaier
Langbogen
11. Ines Fritz
20. Anita Brunner
8. Christian Willhelmstätter